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KANN DIR AUCH PASSIEREN
Skurrile, absurde und teilweise vielleicht etwas wahre Kurzgeschichten aus Berlin.
Stell dir vor, du gehst frühmorgens in Berlin Brötchen holen. Ganz normal im Bademantel über dem Pyjama. Und plötzlich glotzt dich eine Gruppe Aschaffenburger Abiturient:innen auf Klassenfahrt an, die gerade auf dem Weg zur Kulturbrauerei sind, um eine der Mauerweg-Fahrradtouren mitzumachen. Sie fotografieren und filmen dich ungefragt.
Dadurch wirst du unerwartet ein Internetphänomen. Ein Meme. Ein unfreiwilliger TikTok-Star.
Du wirst jetzt noch bekannter als die Nr. 1 Frangrane Icon, die den Lehren Jesu folgt, mit nacktem Oberkörper schräg tanzt, sich dabei die Hand einer Freundin ins Gesicht klatscht, sich dann eine Parfumflasche einer teuren Marke schnappt und mehr als die Hälfte der Flasche auf den nackten Oberkörper versprüht. Das ist zwar wild, aber für die TikTok-Abiturient:innen aus Aschaffenburg nicht so wild wie jemand, der morgens im Bademantel Brötchen beim Bäcker holt.
Caption: „Berliner NPC im Bademantel beim Bäcker“.
Ja, auch du kannst so einfach ein Meme werden. Das kann heutzutage jedem passieren.
Stell dir vor, du willst bei Grün über eine Fußgängerampel gehen, aber eine Straßenbahn blockiert den Fußgängerüberweg, weil sie im Stau steht, da die Ampel für die Autos weiter vorne auf Rot steht. Das kann dir auch passieren.
Stell dir vor, du stehst am Bahnsteig des Hauptbahnhofs und du hörst die Durchsage, dass der ICE nach Köln ausfällt. Zum Glück fährst du aber nach Rostock. Das kann dir auch passieren.
Stell dir vor, du hast gerade viel Geld bekommen und lädst deine Freunde in ein Berliner Restaurant ein. Aber du kannst nicht bezahlen, weil keine Kartenzahlung akzeptiert wird und du mit deinem Smartphone bezahlen wolltest, weil du gerade erst dein Bankkonto eröffnet hast und noch keine Karte von der Bank bekommen hast, mit der du wenigstens schnell am nächsten Geldautomaten Bargeld abheben könntest. Und deine Freunde müssen jetzt alles bezahlen. Kann dir auch passieren!
Stell dir vor, du willst neutral bleiben und benutzt ständig das unbestimmte Pronomen „man“ und du wirst deswegen angemeckert, weil „man“ wie „Mann“ klingt, obwohl „Mann“ etymologisch einen völlig anderen Ursprung als „man“ hat. Damit deine Kurzgeschichtensammlung also nicht als genderunneutral missverstanden wird oder bevor du ihr den Titel „Kann man auch passieren“ verpasst, entscheidest du dich, sie in der Du-Form, also in der direkten Anrede, zu schreiben, damit man sich angesprochen fühlt. Das kann dir hier nämlich auch passieren, während du das hier liest, oder „lesen tust“, wie es manche der TikTok-Abiturienten aus Aschaffenburg bestimmt sagen würden.
Diese Kurzgeschichtensammlung handelt von alltäglichen Erlebnissen, die auch dir theoretisch so, so ähnlich oder auch ganz anders passieren können oder sogar schon genauso passiert sind.